Einführung

Ich züchte seit etwa einem Jahr aktiv Sulawesigarnelen und -schnecken. Im Moment habe ich sechs Aquarien, von denen zwei für Arten aus Sulawesi eingerichtet wurden. Ich baue gerade zwei weitere Becken auf, um die wachsende Population beherbergen zu können.

Meine Aquarien

Mein Hauptziel beim Einrichten meiner Aquarien ist, den Garnelen eine Umgebung zur Verfügung zu stellen, in der ihre Bedürfnisse erfüllt und ihre natürlichen Verhaltensweisen gefördert werden. Mein Ziel sind zufriedene Tiere. In der Natur sind viele Arten aus Sulawesi sehr scheu und verstecken sich gerne zwischen Steinen. Daher finden die Tiere auch in meinen Aquarien viele Verstecke. Obwohl die Gruppen recht groß sind, sieht man deshalb oft nur wenige Garnelen. Wenn man allerdings genauer in die Spalten zwischen den Steinen und in die verschiedenen Winkel schaut, sieht man schnell Dutzende! Nachts kommen die Tiere häufiger zum Vorschein, wobei dieses Verhalten natürlich immer auch artabhängig ist.

Aquarium A

  • Volumen: 60L
  • Bodengrund: ADA La Plata Sand
  • ADA Yamaya Stone (Steine, die das Wasser nicht aufhärten und den pH-Wert nicht beeinflussen)
  • Äste, die ich an die Wurzeln klebe, die die Mooskugeln halten
  • Mooskugeln
  • Eheim Thermo Control 100W
  • 2x iLonda Futterautomat
  • SOLEd Minilife-Pro V.2
  • 2x QANVEE QS-200 Bio-Schwammfilter
  • Seachem Denitrate + Seachem Matrix
  • Seachem Purigen + Seachem ZipBag Sm

Aquarium B

  • Volumen: 40L
  • Bodengrund: Sakura Shrimp Black Soil (nicht empfehlenswert, senkt den pH-Wert)
  • Black Lava Rock (wasserneutral und porös)
  • Mooskugeln
  • Eheim Thermo Control 50W
  • 2x iLonda Futterautomat
  • Chihiros A-Series + Homekit Smart Socket
  • 2x QANVEE QS-100 Bio-Schwammfiter
  • Seachem Denitrate + Seachem Matrix
  • Seachem Purigen + Seachem ZipBag Sm

Ich überlege, den Alxyon WaterCare C1 einzusetzen (wird vom Hersteller für Sulawesigarnelen empfohlen), hatte aber noch keine Gelegenheit, das Gerät auszuprobieren.

Für beide Aquarien zusammen

  • Hollyland Arocam C2 HD Livestream (mit bis 12x optischem Zoom und Fernsteuerung; so kann ich die Garnelen beobachten, auch wenn ich nicht zu Hause bin)
  • Chihiros Dosiersystem (für den Wasserwechsel)

Garnelen und Schnecken

Im Moment halte ich folgende Arten:

  • Harlekin (Caridina spongicola and Caridina woltereckae)
  • Yellow Nose (Caridina spinata)
  • Yellow Cheek (Caridina spinata)
  • Red Line (Caridina striata)
  • White Orchid (Cardina poso)
  • Tigers (Cardina sp. "Tigri")
  • Black Galaxy (Caridina sp.)
  • Blue Leg Poso (Caridina caerulea)
  • Verschiedene Tylomelania-Schneckenarten

Die Vermehrungsrate dieser Arten variiert. Die wachsenden Kolonien versuche ich auszugleichen und stelle neue Aquarien auf, wenn nötig.

Wasserwerte

  • Temperatur: 28°C
  • TDS: 120 – 140 ppm
  • pH 7.8 to 8.3, je nach Tageszeit
  • KH: 4°-5°
  • GH: 5°-7°
  • Nitrat, Nitrit und Phosphat sind nicht nachweisbar.

Der pH-Wert in einem der Aquarien ist etwas niedriger, von 7.8 bis 8.1 (vermutlich awegen des Bodengrundes), im anderen liegt er zwischen 8.0 und 8.3. Ich setze die Garnelen nach ihren Bedürfnissen und in Abhängigkeit von ihrer Vermehrungsrate in eins oder das andere Aquarium.

Verwendete Mineralien

  • Salty Shrimp Sulawesi Mineral 8.5
  • Alxyon Towuti (Erprobungsphase)

Viele Hobbyzüchter von Sulawesigarnelen sind erfolgreich damit, die pH, KH und GH der Habitate möglichst zu simulieren; allerdings sind dann in der Regel die TDS (total dissolved solids, gesamter gelöster Feststoffanteil) viel höher als nötig. Ich versuche daher, einen TDS von 150 ppm nicht zu überschreiten; im Durchschnitt habe ich 90-120 ppm in meinen Becken. Momentan bin ich noch in der Erprobungsphase. Mein Ziel ist eine Prozessoptimierung und das Erreichen eines durchschnittlichen TDS-Wertes von 120-140 ppm.

Dafür löse ich 4g Salty Shrimp Sulawesi Mineral 8.5 in 25 Litern Osmosewasser auf. Dann gebe ich drei Tage lang 1-2 Blasen pro Sekunde CO2 zu. Danach entferne ich das CO2 mit Hilfe eines Luftsprudlers, bis der pH-Wert über 8.3 liegt. Dies braucht mehrere Stunden.

Dazu braucht man ein Gerät wie den DYMAX Nano Co2 Diffuser MD-105 und eine kleine Strömungspumpe. Ich verwende zudem eine größere Pumpe, um das Wasser in einen weiteren Behälter zu befördern.

Wenn der Prozess abgeschlossen ist, gebe ich dem Behälter mit dem fertigen Wasser noch Osmosewasser zu, bis die TDS  bei 100-120 ppm liegen. Dieser Behälter ist mit meinem automatischen Dosiersystem verbunden.

Im Moment erprobe ich die Flüssigmineralien Alxyon Towuti, da die Aufbereitungsphase so durch einen extern gesteuerten, programmierbaren Flüssigkeitsdosierer verbessert werden kann.

Futter

  • GlasGarten Shrimp Dinner 2
  • GlasGarten Shrimp Baby
  • GlasGarten Bacter AE
  • GlasGarten ShrimpFit

Ich verwende Futterautomaten und habe daher auf verschiedene Staubfutter umgestellt, die zusammen gegeben werden können. Bei der Futterdosierung habe ich natürlich berücksichtigt, dass die Garnelen auch Aufwuchs fressen.

Nicht alle mögen das Shrimp Dinner 2, daher variiere ich von Zeit zu Zeit die Futtersorten und füge neue Sorten zu, um die Akzeptanz zu testen. Ich versuche unter anderem gerade zum Beispiel die GlasGarten Crispy Cave, Spirulina, Bio-Spinat, GlasGarten Mineral Junkie, Shrimp Lollies Mix, und einige Futtersorten, die von ortsansässigen Futtermanufakturen produziert werden.

Nützliche Bakterien

  • Rise Bacteria
  • Rise Bacter One
  • Rise Bacter+

Vor kurzem habe ich begonnen, für Garnelen geeignete Bakterienprodukte dieser Marke zu nutzen. Sie wurde mir von bekannten Züchtern anderer Garnelenarten empfohlen. Die Vermutung lag nahe, dass auch Sulawesigarnelen davon profitieren könnten. Ich habe zur Zeit leider nicht die Geräte und Daten, um die Effizienz oder einen Erfolg zu messen, daher muss ich mich auf meine Beobachtungen verlassen.

Automatisierung und Überwachung

Ich schaue jeden Tag in meine Aquarien und verbringe viel Zeit damit, die Tiere zu beobachten. Ich möchte das System jedoch trotzdem soweit wie möglich automatisieren. So, wie es im Moment konfiguriert ist, könnte ich bis zu 1 Monat abwesend sein, ohne dass die täglichen Arbeiten darunter leiden würden.

Der Wasserwechsel läuft mit Hilfe des Chihiros Dosiersystems automatisch ab. Ich habe einen Behälter mit reinem Osmosewasser, einen anderen mit aufgesalzenem Wasser, und einen dritten, in den das abgepumpte Aquarienwasser fließt.

Ich rechne aus, was in etwa verdunstet und schlage die 10% Wasser dazu, die man pro Woche wechseln sollte. Das System ist so eingestellt, dass ich einen konstanten, gleichmäßigen Wasserwechsel in den Aquarien habe. Ab und an muss ich die Behälter neu befüllen und den Behälter mit dem Abwasser leeren. So gehe ich an allen meinen Garnelen- und Pflanzenbecken vor, nicht nur an denen mit den Sulawesigarnelen. Das System läuft sehr gut, die Parameter sind dadurch sehr konstant.

Auch die Fütterung ist automatisiert:

  • GlasGarten Shrimp Dinner 2 wird mit Hilfe des iLonda Futterautomaten zugegeben
  • GlasGarten Shrimp Baby + GlasGarten Bacteria AE + GlasGarten ShrimpFit werden gemischt und ebenfalls durch den iLonda Futterautomaten zugegeben
  • Rise Bacterias (Bacter One KS 50, Bacter + and Bacteria) kommen durch das Chihiros Dosiersystem ins Aquarium.

In der Anfangsphase braucht man viel Geduld, weil die Futtermengen austariert und täglich überwacht werden müssen. Wenn alles erst einmal läuft, ist das System perfekt. Eine Automatisierung kann sehr gefährlich werden, wenn man sie falsch einstellt: Wenn etwas schiefläuft, kann das Aquarium schnell außer Balance geraten.

Mit der Hollyland Arocam C2 HD Livestream fand ich eine Kamera, die mir erlaubt, jederzeit alles zu überwachen. Dank des 12x optischen Zooms kann ich sogar in der Ferne die frisch geschlüpften Garnelen beobachten. Des weiteren habe ich ein Skript geschrieben, das auf einem RaspberryPi läuft. Es verwendet die Kamera, um Videos der verschiedenen Futterdosierungen und Sortierungsphasen aufzunehmen, und schickt sie an Telegram, wenn ich nicht zu Hause bin. So kann ich kontrollieren, wie das System läuft.

Mein Automatisierungsniveau ist extrem, das weiß ich. Wer ebenfalls autmatisieren möchte, sollte sich einen Futterautomaten, ein Dosiersystem für flüssige Zusätze und eine Kamera zur Überwachung  zulegen. So muss man selbst nichts programmieren.

Fazit

Ich bin kein Profi, deshalb habe ich mich darauf beschränkt, meine Erfahrungen der letzten 12 Monate weiterzugeben. Ich verwende jedoch sehr viel Zeit auf das Ausprobieren (nicht direkt in den Becken, ich würde niemals meine Garnelen wegen irgendwelcher Tests gefährden!), Forschen, Dokumentation und den Erfahrungsaustausch mit Experten. Meine Garnelenpopulationen wachsen im Moment alle sehr schnell, und ich versuche, jeden Tag etwas zu verbessern.

Aus den folgenden negativen Erfahrungen konnte ich lernen:

  • ich verwende keinen Bodengrund mehr, der den pH-Wert senkt, oder Bodengrund und Steine, die die Wasserhärte stark erhöhen können
  • viele Arten in einem Becken sind schwerer zu managen, und es vermehrt sich eigentlich immer eine Art deutlich stärker als die anderen

Einige positive Erfahrungen möchte ich auch noch weitergeben:

  • achtet auf die Wasseraufbereitung und beachtet alle Wasserparameter, auch die TDS
  • gebt Futter für ausgewachsene Garnelen ebenso wie Aufzuchtfutter in einem ausgewogenen Verhältnis
  • verwendet biologische Filter und nützliche Bakterien, die das Wasser reinigen
  • behaltet bei jeder Entscheidung die Verhaltensweisen und Ansprüche der Garnelen im Hinterkopf

Damiano Ferraioli