Nach über 30 jähriger Aquaristik- und Zuchterfahrung, die schon im zarten Alter von 12 Jahren mit Diskusfischen begann und schon früh mit Neocaridina Garnelen seinen Fortgang fand, haben meine Frau und ich vor einigen Jahren davon Abstand genommen, immer neue Formen und Farben herauszuzüchten. Seit 2016 besinnen wir uns auf die Schönheiten die uns die Natur bietet und züchteten fortan ausschließlich Garnelen Wildformen.

Natürlich führte so kein Weg an den schönen Caridina dennerli vorbei. Die ersten beiden Ansätze hatten wir trotz der langjährigen Erfahrungen an die Wand gefahren. Wir wussten noch zu wenig über diese Tiere und deren Haltungsbedingungen. 2018 gelang es uns dann endlich durch viel lesen und lernen die Kardinalsgarnelen zu züchten. Seitdem kamen nach und nach weitere Arten von Sulawesi Garnelen hinzu. Schließlich haben wir uns vor drei Jahren dann nur noch auf Sulawesi Garnelen spezialisiert.

Mindestens genau so lange wie unsere aquaristischen Erfahrungen, faszinieren uns das Land Indonesien und die unzähligen Inseln des Archipels.

Unsere Becken

Die Umstellung auf Malili und Poso Becken hat einige Zeit in Anspruch genommen. Aktuell laufen fünf alleinstehende Sulawesi Becken mit jeweils 84 Litern (70 x 40 x 30 cm). Diese Beckengröße scheint in punkto Wasservolumen und Grundfläche ideal zu sein. Es gelingt uns die Schwankungen der Wasserwerte und offenbar auch die Keimbelastung gering zu halten.

Alle Becken sind exakt gleich eingerichtet.

Jedes Becken wird mit einem HMF Eckfilter gefiltert. Der Luftheber wird mit einer Eheim 400 Air betrieben und gewährleistet einen Durchfluss von ca. 300 l/h. Eine gute Bewegung, der verhältnismäßig großen Wasseroberfläche, ist damit gegeben. Die Luft hält zusätzlich den pH Wert bei 8.2 stabil.

Im Freiraum der Filterecken, hinter den Matten, ist jeweils ein 11 Watt UV-C Licht verbaut, welches 2x am Tag für je eine Stunde eingeschaltet wird. Dieses Licht ist mit Vorsicht zu betreiben, da wir es damit leider auch schon geschafft haben, Garnelen zu töten :-(. Es darf kein Strahl die Filterecke verlassen und ins Becken geraten.

Jeweils ein 75 Watt Heizstab, hält die Temperatur bei 29 Grad Celsius.

Bei der Beleuchtung, arbeiten wir mit einer LED Eigenkonstruktion, mit 15 Watt, 6400 Kelvin, 2400 Lumen (160 lm/W) mit Samsung LED's.

Zusätzlich befinden sich in jedem Becken zwei Söchting Mini Oxydatoren. Diese sind bei 29 Grad Celsius nach einer Woche leer. Beim wöchentlichen Wasserwechsel werden sie dann neu befüllt.

Experiment Tageslichtbecken

Zwei unserer Becken bilden eine kleine Ausnahme. Es sind Tageslichtbecken. Das bedeutet, diese haben keine Beleuchtung, nur Tageslicht. Die Abläufe und das Verhalten der Tiere in diesen Becken zu beschreiben würde, hier den Rahmen sprengen. Gerne verfassen wir zu diesem Thema einen weiteren Bericht.

Hardscape

Die Einrichtung ist einfach gehalten. Wir verwenden keinen Bodengrund oder Holz, um Keimbelastung zu reduzieren und Fäulnisherde zu vermeiden. Um viele Versteckmöglichkeiten zu schaffen, türmen sich viele Lochsteine oder Schieferplatten übereinander.

Wir haben mit verschiedenen Steinen experimentiert. Auch wenn Lochgestein kalkhaltig ist, verändert es die Wasserwerte nicht. Bei pH Werten um 8.2 löst sich kein Kalk. Das würde nur bei pH Werten im sauren Spektrum passieren.

Die weiße Farbe der Steine reflektiert aber so viel Licht, dass trotz UV und Wasserstoffperoxid ein konstant nachwachsender Algenteppich begünstigt wird. Dieser stellt auch die Nahrungsgrundlage der Garnelen dar.

Fütterung

Wir füttern sehr abwechslungsreich. Neben der Nahrungsgrundlage Algen und Biofilm auf Steinen, füttern wir alle zwei Tage in immer gleicher Reihenfolge Bio Gemüsepulver (Rote Beete, Gurke, Spinat), Spirulinapulver und Sera Vipan Futterflocken.

Häute der Garnelen lassen wir bei der Reinigung im Becken.

Wir passen bei den unterschiedlichen Populationen die Futtermenge, aber nicht die Fütterungszeiten, an. Abgesehen von der Blaufußgarnele (Caridina caerulea), sind alle anderen Arten die wir halten (C. trimaculata, C. dennerli, C. striata, C. marlenae) nachtaktiv. Wir haben bei morgendlicher Fütterung festgestellt, dass das Futter bis zum Abend unberührt bleibt. Erst am nächsten Morgen ist es verschwunden. Um die Verweildauer des Futters im Becken zu verkürzen, füttern wir nur noch abends, kurz bevor das Licht ausgeht.

Wasserwechsel

Wir wechseln wöchentlich mindestens 20- 30% des Wassers aus.

Zum Auflösen des SaltyShrimp 8.5 Sulawesi Mineral Salzes, haben wir die Hitzemethode gewählt. Wir stellen eine Art Sud zum Aufsalzen her. C.a. alle zwei Monate, erhitzen wir ein paar Liter Osmosewasser auf ca. 80 °C. Auf dem Herd salzen wir das sehr heiße Wasser dann überdimensioniert auf. Wir lassen es zwei Stunden unter Hitzezufuhr und häufigem Rühren ziehen. Der Sud sieht am Ende aus wie Milch und hat einen Leitwert um die 6000 μS/cm (3000 ppm).

Wir halten immer 50% des benötigten Osmosewassers für den Wasserwechsel auf Vorrat, um im Notfall schnell handeln zu können. Freitagmittags werden dann trotzdem 100% hergestellt. Samstagmorgens werden 50% abgestandenes Osmosewasser von der vorherigen Woche und 50% frisches Osmosewasser gemischt. Der Rest des frischen Wassers verbleibt für die nächste Woche.

Jetzt salzen wir das Osmosewasser mit dem Sud auf Leitwert 100–120 μS/cm (50–60 ppm) auf. Nun wird es auf Temperatur gebracht und ein UV-C Licht zur Entkeimung reingehangen.

Während das Wechselwasser nun "reift", reinigen wir alle Seitenscheiben und räumen jede Woche zwei Becken komplett leer – also die Steine raus. Danach saugen wir den Mulm überall so gut es geht, ohne die Garnelen einzusaugen, ab. Auch aus den Filtern wird Mulm abgesaugt und es werden alle Oxydatoren neu befüllt. Anschließend  werden die Becken wieder eingeräumt.

Wenn das Wechselwassergemisch dann seine Temperatur erreicht hat, hat sich der Leitwert durch Nachlösen des Salzes und der Erwärmung auf ca. 160 μS/cm (80 ppm) eingependelt. Nun wird das Wasser eingefüllt. Die Filter, die UV- Klärung und die Heizungen, bleiben während der Reinigung in Betrieb.

Die leicht milchige Trübung ist am nächsten Tag ganz weg. Am Ende der Woche haben wir dann, durch das Nachhärten und Ausdunsten, einen Leitwert der zwischen 200 und 250 μS/cm (100–125 ppm) liegt. Auf diese Weise gibt es nur sehr geringe und langsame Schwankungen des Leitwertes, welche offenbar für die Garnelen, kein Problem darstellen, 160–250 μS/cm (80–125 ppm).

Absaugen

Die frisch geborenen Jungtiere sind bei der Reinigung des Beckens oft kleiner als die Exkremente der adulten Tiere. Aufgrund dessen kommt beim Absaugen kein kleines Netz, zum Schutz der Jungtiere, in Frage. Über die Jahre haben wir ein geniales, aber doch sehr einfaches System entwickelt, welches es nur schwer zulässt Kleintiere einzusaugen.

Wir benutzen dazu folgende HighTec Geräte 😉

  • Eimer (10 Liter)
  • Schlauch (16/22 mm)
  • zerschnittene Trinkflasche vom Discounter
  • Schwerkraft, geringer Höhenunterschied

Der Schlauch passt exakt auf die Trinköffnung der halbierten Flasche, die wir als Mulmglocke verwenden. Der Innendurchmesser des Schlauches verringert sich durch die Trinköffnung von 16mm auf 4 mm. Das verlangsamt den Durchfluss. Durch die "bauchige" Form der Flasche verwirbelt sich der Mulm und hat eine Verweildauer von c.a. 15 Sekunden, so dass es sehr langsam abfließt.

Wir wechseln das Wasser immer zu zweit. Ich sauge mit der "Glocke" langsam und flach über das Glas (kein Bodengrund vorhanden) und beobachte den Inhalt. Die kleinen und großen Garnelen haben ausreichend Zeit, um vor der Glocke zu flüchten. Meine Frau hält Schlauch und Eimer. Durch die sitzende Position meiner Frau, scheint der Höhenunterschied von Becken zu Eimer perfekt zu sein. So entsteht kein starker Sog, aber ausreichend, um jeglichen Mulm aufzusaugen. Sollten wir doch einmal eine Garnele erwischen, kann man sie in der Glocke lange und gut erkennen. Meine Frau zieht dann den Schlauch nach oben, so dass das darin befindliche Wasser zurückfließt und die Garnele sanft ins Becken zurückgespült wird. So müssen wir keine Garnele mit dem Kescher aus dem Eimer zurück ins Becken setzen und keine Garnele verlässt jemals das Wasser.

Ok, es ist aufwändig, zeitintensiv und unser Samstag gehört dann einfach unseren Sulawesi Garnelen.

Haltungsbedingungen

Uns ist bewusst, dass eine wirklich artgerechte Haltung der Tiere ausschließlich in deren heimischem Habitat möglich ist. Dennoch versuchen wir unsere Sulawesis so naturnah und gesund wie möglich zu halten.

Wir betreiben noch recht viel aquaristische Handarbeit.

Alex Winterhalder und Familie